Äthiopien, Land der Imker
Imkerei weltweit
Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Günter Neuenhofer
Im Bienenland Äthiopien sieht man überall in den Bäumen "Bienenröhren" hängen. Sie werden leer aufgehängt, um in der Schwarmzeit im Dezember von wilden Bienenschwärmen besiedelt zu werden.
leere Bienenröhren, bereit zum Besiedeln
Die Röhren bestehen aus zusammengebundenem Pflanzenmaterial (Blätter und Stängel), Baumrinde oder hohlen Baumstämmen. Die Haupternte bei Imker Abebe Rashe in der Stadt Shebe (400 km südwestlich von Addis Abeba) liegt im Januar, eine zweite Ernte folgt Anfang Mai, eine dritte im Juni und eine vierte im Dezember. Pro Volk kann er mit einer Ernte von 40 bis 45 kg rechnen.
Mit Eseln werden die Bienenröhren dann zu ihren Einsatzorten gebracht.
In Bure finden Bienenmärkte statt. Eine Röhre mit Bienenvolk kostet zwischen 3 und 6 €.
Die Bebeka Coffee Estate SC hält auf ihrer 10.000 ha großen Fläche auf mehreren Standorten rund 300 Völker. Sie werden von bewaffneten Wächtern bewacht (links). Wegen der starken Sonneneinstrahlung im Sommer stehen sie unter einem Dach, die Stirnseiten der Beuten sind durchlöchert. Die Beine der Untergestelle stehen zum Teil in mit Diesel gefüllten Dosen - um den Honig vor den Ameisen zu schützen.
Ein Bienenhaus bei Banshura (rechts): die Röhren hängen in Brusthöhe. Sie sind 80 cm lang, ihr Durchmesser beträgt knapp 40 cm. Die Bienen bauen ihre Waben in Längsrichtung. So kann der Imker die die mit Honig gefüllten hinteren Waben herausschneiden, ohne das Brutnest in der Mitte zu zerstören. Die Waben werden an Händler verkauft, der sie an eine Firma in Addis weiterverkauft. Für diesen verunreinigten Honig erhält der Imker Banti pro Kilo 1,20 €.
Im Dorf Shigogo Gedashola werden die Röhren aus einem Gerüst aus Grasstängeln gebaut, die später mit Lehm abgedichtet werden und mit einer Schicht Gras und trockenen Bananenblättern umwickelt werden. In dieser Gegend kann nur zweimal im Jahr geerntet werden, rund 10 kg pro Volk.
Östlich des Tana-Sees liegt jenseits eines Gebirges im Landesinneren Lalibela. Hier errichtete eine Kooperative von 15 jungen Männern eine Imkerei.
In diesem Stelzenhaus (im oberen Bild rechts unten zu erkennen) schläft der Imker. Die gelben Zargen darunter sind die abgenommenen Honigräume.
Von September bis November würden sie bis zu 20 kg pro Volk ernten. Dies gehe aber nur im Schutze der Dunkelheit, weil keine Schutzkleidung vorhanden sei. Eine Honigschleuder gibt es ebenfalls noch nicht. Da die Imkerei aber vom Landwirtschaftsministerium stark unterstützt werde, hofften sie auf baldige Zuschüsse.