wöchentliche Durchsicht
Imker werden
Normalerweise reicht es aus, einmal pro Woche seine Bienenvölker gründlich durchzuarbeiten. Dabei muss der Imker (immer) auf folgende Punkte achten:
- Verfügt das Volk über ausreichend Futter ?
- Befindet sich die Königin in Eilage ?
- Hat das Volk ausreichend Platz im Bienenstock ?
- Befindet sich das Volk in Schwarmstimmung ?
- Wie stark ist das Volk mit der Varroamilbe befallen ?
- Gibt es Hinweise auf weitere Krankheiten ?
- Klassische Beobachtungen während einer Durchsicht
Es ist empfehlenswert, seine bei der Durchsicht gewonnenen Erkenntnisse auf einer Stockkarte stichpunktartig festzuhalten und diese auch vor jeder Durchsicht kurz zu "überfliegen".
Man beginnt mit einem ordentlichen Rauchstoß unter die Deckelfolie. Nach einer kurzen Wartezeit Deckel und Folie abnehmen, mit dem Stockmeisel die Zargen lockern, abnehmen und auf den Boden abstellen. Dafür bietet sich der umgedrehte Wetterschutzdeckel an.
Dann mit dem Stockmeisel die Rähmchen lockern, das erste Rähmchen entnehmen und, um Platz zu schaffen, auf die Seite stellen. Dann die Waben der anderen Rähmchen begutachten (siehe: mögliche Beobachtungen).
1) Verfügt das Volk über ausreichend Futter ?
Ein ausreichender Futtervorrat ist sowohl für die Legeleistung der Königin, als auch für den Erhalt des Bau- und Putztriebes des Volkes Voraussetzung. Man geht davon aus, dass ein normal starkes Bienenvolk im Jahr etwa 30 kg Pollen und 60 Kg Honig für den eigenen Bedarf benötigt.
Ein besonderes Augenmerk auf den Futtervorrat muss der Imker im Frühjahr legen. Aber auch nach Beendigung einer jeweiligen Tracht und dem damit verbundenem Honigschleudern. Es muss grundsätzlich immer die Menge von etwa zwei Brutwaben in Form von Honig im Stock verbleiben.
Ist dies nicht der Fall, dann muss der Imker (auch im Sommer) füttern. 2019 mussten z.B. rund um den Ochsenkopf sämtliche Völker vom 20. Mai an bis zum Beginn der Wintereinfütterung gefüttert werden.
Das sollte auf keinen Fall passieren. Typisch für ein verhungertes Bienenvolk: Die toten Bienen stecken mit dem Kopf voran in den leergeleckten Waben.
Das kann ich tun, wenn das Volk kaum mehr Futter hat:
- Einhängen von noch vorrätigen Futterwaben aus dem Wabenlager.
- Entnehmen von Futterwaben aus anderen Völkern, bienenfrei machen und diese zuhängen.
- 1 L Futtersirup mittels Futtertasche so dicht wie möglich an den Bienensitz schieben.
- 250 g Futterteig auf die Rähmchen legen (Voraussetzung ist aber, dass die Bienen Zugang zu Wasser haben).
2) Befindet sich die Königin in Eilage ?
Diese Frage ist grundsätzlich von existenzieller Bedeutung für das jeweilige Volk. Zur Kontrolle beginnt man, eine Randwabe zu entnehmen, um Platz zu schaffen. Diese Randwabe ist (meist) eine Futterwabe, auf der keine Brut zu finden ist. Dann zieht man Wabe für Wabe und sucht nach jüngster Brut. Sobald man auf einer Wabe Eier und/oder Maden gefunden hat, kann man die Frage mit "ja" beantworten.
Hier ist die Königin in Eilage; der Imker spricht von einem "weiselrichtigen" Volk.
Ein weiteres Durchsuchen der restlichen Waben nach Eiern oder gar der Königin unterbleibt. Die Gefahr, die Königin auf irgendeine Art zu verletzen, ist zu groß.
Sind keine Eier (aus welchem Grund auch immer) zu finden, dann ist das Volk zunächst einmal als "in seiner weiteren Existenz als bedroht" anzusehen und erfordert zügiges Handeln des Imkers.
Ab etwa Mitte Oktober bis Anfang März werden die Völker bis auf ganz wenige Ausnahmen (z.B. Oxalsäurebehandlung) grundsätzlich nicht gestört. Hat man rechtzeitig für junge Königinnen gesorgt, dann gibt es in diesem Zeitraum auch keinen Grund zur Sorge bzw. das Volk zu stören.
Das muss ich tun, wenn ich keine Eier finde:
Prinzipiell ist es nicht verkehrt, möglichst bald eine "Weiselprobe" durchzuführen. Dazu gibt man eine Brutwabe mit jüngster Brut (jedoch ohne aufsitzende Bienen) aus einem anderen Volk zu.
eine wenige Tage alte Nachschaffungszelle; man findet sie meist mittig auf der Wabe (im Unterschied zur Schwarmzelle, die sich meist am Rand befindet)
- Wird auf dier "Weiselprobe" innerhalb weniger Tage "nachgeschafft" (also senkrechte "Nachschaffungszellen" angelegt), dann ist das Volk weisellos, also ohne Königin. Man hat nun die Möglichkeit, die "Weiselprobe" im Volk zu belassen, so dass sich dieses selbst eine neue Königin nachziehen kann. Oder man kehrt sie ab, entfernt die "Nachschaffungszellen", hängt sie wieder zurück und gibt dem weisellosen Volk eine Königin zu.
- Wird auf der "Weiselprobe" jedoch die Brut gepflegt und werden keine Nachschaffungszellen gezogen, dann ist eine Königin vorhanden. Es könnte sich um eine junge Königin handeln, die noch nicht in Eilage ist. Dies kann z.B. nach einem Schwarmabgang der Fall sein. Ein solches Volk muss nach einer Woche unbedingt noch einmal auf Weiselrichtigkeit hin überprüft werden.
3) Hat das Volk ausreichend Platz im Bienenstock ?
Bereits Anfang April gilt es, diesen Punkt ausreichend Beachtung zu schenken. Sofort nach dem Abnehmen des Deckels fällt der Blick auf die Rähmchenoberträger und die Wabengassen. Es sollte spätestens erweitert werden, wenn auch die Wabengassen zu den Seitenwänden hin mit Bienen besetzt und die Unterleisten der Rähmchen mit Bienen belagert sind.
Ist man sich nicht sicher, ob die Bienen in einer ausreichenden Menge vorhanden sind, dann sollte man lieber etwas zu früh als zu spät erweitern.
Das muss ich tun, wenn es dem Volk zu eng wird:
- die aufzusetzende Zarge vorbereiten: zwei Drittel Mittelwände und ein Drittel ausgebaute Mittelwände einhängen, wobei letztere in die Mitte kommen (wenn man sie denn hat), dann
- die Wachsbrücken der unteren Rähmchen mit dem Stockmeisel abtragen,
- das Absperrgitter auflegen und schließlich
- die vorbereitete Zarge aufsetzten
4) Befindet sich das Volk in Schwarmstimmung ?
Das Schwärmen ist die natürliche Vermehrung der Honigbiene. Um Schwärmen zu können, legt das Volk Schwarmzellen an, um eine neue Königin heranzuziehen. Sind die Schwarmzellen verdeckelt, dann ist das Volk "schwarmreif". Ab diesem Zeitpunkt besteht die Gefahr, dass in Kürze die alte Königin mit etwa der Hälfte der Bienen und etwa drei Kilogramm Honig den Bienenstock verlässt. Die Schwarmzeit startet mit dem Beginn des großen Blühens im Frühjahr und dauert bis Ende Juli bzw. Anfang August.
schlüpfreife Schwarmzellen; man findet sie meist am Wabenrand
Ursachen:
- Langeweile aufgrund fehlender Baumöglichkeiten.
- Zunehmende Enge im Bienenstock.
- Die Konzentration des "Nestdufts" lässt nach
Anzeichen:
- nachlassende Baulust am Baurahmen
- eingeschränktes Flug- und Sammelverhalten
- keine bzw. kaum mehr jüngste Brut
schwarmlustmindernde Maßnahmen:
- möglichst junge Königinnen in den Völkern halten
- rechtzeitige Erweiterung
- Verwendung eines Baurahmens und regelmäßiges Ausschneiden
- rechtzeitig Bildung von Jungvölkern
- wöchentliche Kontrolle auf Schwarmzellen; eine zweimalige Kontrolle pro Woche bringt mehr Sicherheit, wenn man mal eine übersehen hat
- alle Schwarmzellen komplett ausbrechen bzw. ausschneiden
- Anwendung des Prinzips des "eingeengten Brutraums"
Das kann/muss ich tun, wenn das Volk in Schwarmstimmung ist:
- einen Flugling bilden und nach 9 Tagen rückvereinen oder
- einen (Zwischen-)Ableger bilden: dazu entnimmt man die Königin, zwei oder drei Brutwaben (je nach Jahreszeit) und zwei Honigwaben, hängt sie in einen separaten Bienenstock, gibt eine Leerwabe zu und verbringt ihn außerhalb des Flugkreises
5) Wie stark ist das Volk mit der Varroamilbe befallen ?
Zur Ermittlung des Varroabefalls verwendet man eine so genannte "Windel", einen möglichst hellen Einschub, den man in das Bodenelement einschieben kann. Nach drei Tagen zählt man dann die abgefallenen Milben.
Liegt der natürliche Milbenfall deutlich über 10 Milben pro Tag, dann ist eine baldige Behandlung ratsam. Liegt er bei 50 bis 100 Milben pro Tag (oder höher), dann ist unbedingt eine sofortige Behandlung durchzuführen.
Zur Ermittlung des Varroabefalls verwendet man eine so genannte "Windel", einen möglichst hellen Einschub, den man in das Bodenelement einschieben kann. Nach drei oder fünf Tagen zählt man dann die abgefallenen Milben.
Liegt der natürliche Milbenfall deutlich über 10 Milben pro Tag, dann ist eine baldige Behandlung ratsam. Liegt er bei 50 bis 100 Milben pro Tag (oder höher), dann ist unbedingt eine sofortige Behandlung durchzuführen.
eine sog. "Windel"; zum Erleichtern des Auszählens sollte sie mit einer Art Raster versehen werden
„Gemülldiagnose" : Die Milben (1) sind leicht an ihrer querovalen Form zu erkennen. Sie liegen zwischen herabgefallen Wachsdeckeln (2), Pollen (3) und Wachsraspeln (4).
Das muss ich tun, wenn der Varroabefall (zu) hoch ist:
- Totale Brutentnahme und Aufbau zu einem neuen Volk. Noch bevor die erste Brut verdeckelt ist, eine Milchsäure-, Oxalsäure- bzw. eine VarroMed-Behandlung durchführen. Auch die Anwendung einer "Fangwabe" ist möglich.
- Zweimalige Ameisensäurebehandlung (60% ad.us.vet.) z.B. mit Hilfe des Nassenheider Verdunsters Professional im August und noch einmal im September bei Temperaturen zwischen 20° und 25° Celsius.
- Zusätzlich unbedingt eine einmalige "Restentmilbung" im Dezember: Wenn das Volk brutfrei ist mittels der "Träufelmethode" 30 bis 50 ml Oxalsäure (jenach Größe des Volkes) in die besetzten Wabengassen träufeln.
6) Gibt es Hinweise auf weitere Krankheiten ?
Gott sei Dank erkranken (gut genährte und vitale) Bienenvölker aufgrund ihres Bau- und Putztriebes recht selten. Auch das "Wachsmanagement" des Imkers spielt hier eine enorm wichtige Rolle. Fällt einem jedoch etwas "nicht Normales" auf, dann sollte man unverzüglich einen erfahrenen Imker bzw. das Veterinäramt zu Rate ziehen.
Besteht auch nur der Verdacht des Ausbruchs einer anzeigepflichtigen Krankheit (z.B. Amerikanische Faulbrut), muss dies unverzüglich bei der zuständigen Veterinärbehörde angezeigt werden. Falsche Eitelkeit ist hier fehl am Platze.
Hier gehts weiter zu den wichtigsten Bienenkrankheiten.
wer seine Waben jahrelang in den Stöcken "pflegt", braucht sich über Krankheiten nicht zu wundern
7) Klassische Beobachtungen während einer Durchsicht
Beobachtungen | möglicher Hinweis auf ... |
schwache bienenbesetzte Waben |
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stark bienenbesetzte Waben |
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Königin |
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Eier |
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Larven |
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verdeckelte Arbeiterinnenbrut |
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Lücken im Brutnest |
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verdeckelte Brutwabe(n) |
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mehrere Eier pro Zelle |
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Drohnenlarven außerhalb der Saison |
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verdeckelte Drohnenbrut außerhalb der Saison |
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Drohnen außerhalb der Saison |
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Kondenswasser unter der Deckelfolie |
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junge Arbeiterinnen |
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Spielzellen |
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Nachschaffungszellen |
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Schwarmzellen |
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nicht ausgebaute Waben |
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Pollenhöschen an Bienen |
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Honigwaben voll |
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Pollenflächen |
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Futterkränze |
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Kotspritzer auf Waben |
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geschlossenes Brutnest |
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verkühlte Brut |
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aufsitzende Varroamilben |
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verschimmelte Waben |
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nervöses, atypisches Verhalten |
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schwere Zargen |
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lautes Brausen |
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fauliger Geruch |
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Übersicht übernommen von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (Fachzentrum Bienen) / www.lwg.bayern.de